Wo Rückkehr möglich wird: Häuserbau im jesidischen Dorf Borek
Zentrales Ziel des 22. Einsatzes war die Überprüfung der von der Kirche finanzierten Projekte im Raum Borek, insbesondere der Bau von Wohnhäuser für heimkehrende Yeziden.
Die Jeziden, eine ethnisch-religiöse Minderheit im Irak, wurden 2014 Opfer eines grausamen Genozids durch den sogenannten Islamischen Staat. Viele Überlebende leben bis heute in Camps wie Sharya – ihr Wunsch nach Rückkehr ist groß, doch ohne Hilfe bleibt er unerfüllbar.
Dank der Unterstützung durch den jezidischen Berater des irakischen Premierministers konnten wir in das Sindjar-Gebiet einreisen. In Sunoni stellte uns die Polizei einen bewaffneten Begleitschutz zur Verfügung, der uns sicher nach Borek begleitete.
Wohnhäuser in Borek
Insgesamt haben wir die Finanzierung von zehn Wohnhäusern in Borek übernommen. Langfristig wollen wir weitere zehn Häuser bauen – sie sollen im nahegelegenen jesidischen Dorf Hardan entstehen, um auch dort die Rückkehr vertriebener Familien zu ermöglichen.
2024 konnten wir ein erstes Musterhaus (Prototyp) fertigstellen. Die Importe von Materialien aus Kurdistan in die Sindjarregion werden durch bürokratische Hürden an den Checkpoints erschwert.
Seit dem 1. Mai 2025 ist mit Sherzad ein engagierter Bauingenieur für Planung, Umsetzung und Überwachung des Projekts angestellt (befristet bis Ende Juli). Sein Einsatz ist sehr professionell – er stellte uns unaufgefordert die Baupläne vor Ort zur Verfügung. Eine mögliche Vertragsverlängerung für die Planung der weitere Häuser wird aktuell geprüft.
Der aktuelle Stand:
• Insgesamt werden 10 Wohnhäuser in Borek gebaut;
• 2 Häuser sind vollständig fertiggestellt und bezogen;
• 3 weitere Häuser befinden sich im Bau.
Haus B1 (Prototyp):
Der Prototyp wurde bereits 2024 realisiert. Schüttstein und Lavabo wurden inzwischen nachgeliefert und installiert – das Wasser läuft.
Haus B2:
Dieses Haus wurde kürzlich fertiggestellt und ist bereits bezogen. Die Dankbarkeit der Familie ist sehr groß. Der schwer traumatisierte Vater fand kaum Worte, um seinen Dank auszudrücken. Die Mutter scheint gesundheitlich angeschlagen zu sein, wir hoffen auf baldige Besserung. Das Haus ist zweckmäßig eingerichtet, ohne Luxus. Die drei kleinen Kinder freuen sich sichtlich über ihr neues Zuhause. Der Vorplatz vor dem Haus soll mit einem Garten und Eingangstor ergänzt werden, ebenso soll eine Treppe auf das Dach des Hauses installiert werden (im Sommer schläft man wegen den hohen Temperaturen draussen).
Haus B3, B4 und B5:
Diese drei Häuser befinden sich derzeit im Bau. Die Häuser werden individuell an das jeweilige Grundstück angepasst. Die Bauqualität ist solide, funktional und nachhaltig.
Die Vergabe der Häuser erfolgt nach klar definierten Kriterien:
1. Ein gültiger Grundstücksnachweis liegt vor;
2. Die Familie stammt aus Borek und will zurückkehren;
3. Verwitwete Frauen und besonders schutzbedürftige Familien werden bevorzugt.
4. Die Häuser dürfen nicht weitergegeben oder verkauft werden – die Nutzung durch die Eigentümer ist verpflichtend.
Schneiderei in Borek
Ein besonders erfreuliches Projekt ist die Schneiderei in Borek. Die gefertigten Kleider werden nicht nur verkauft, sondern für besondere Anlässe vermietet, ein einfaches, aber nachhaltiges und innovatives Geschäftsmodell, das Wertschätzung und Würde schafft. Zusätzlich werden Kleideränderungen vorgenommen.
Schulcontainer
Schulraum ist knapp. Wir konnten die Installation von 14 Schulcontainer im Umland von Borek finanzieren. Wir haben alle Standorte besucht und die Schulcontainer besichtigt. In Karsi, wo zehn Container stehen werden, entsteht derzeit eine vollwertige Schule. Die Installationsarbeiten sind im Gange – es wird gehämmert, geschweisst und intensiv gearbeitet, um den Unterricht im September aufzunehmen. Wir konnten uns selbst ein Bild vom Fortschritt machen.
Unser Fazit
Trotz aller Herausforderungen vor Ort geht der Wiederaufbau sichtbar und hoffnungsvoll voran. Die ersten Familien sind eingezogen, viele weitere hoffen auf eine Rückkehr in ihre Heimat.
Unser Einsatz hat gezeigt: Es braucht mehr als Geld – es braucht Vertrauen, langfristige Partnerschaften und den Mut, auch dort Verantwortung zu übernehmen, wo die Welt längst weitergezogen ist.
Rosa Egloff, Ueli Schleuniger, Rawa Said
für die Kurdistanhilfe Teufen-Bühler-Stein
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