Kirche von heute: Statt Ornat, eine Insel der Hoffnung

Die Luft zum glücklichen Leben ist in den letzten Jahren dünner geworden. Viele Menschen sorgen sich um den Zustand in und an der Welt. Auch wenn wir in unseren Britengraden immer noch ein Grundgefühl von Sicherheit und Prosperität haben, blättertet der Lack der positiven Gefühle.

In der Seelsorge spüre ich dies auf verschiedene Weise: Menschen sind dünnhäutiger, fühlen sich müde und gesättigt oder gar übersättigt von den schockierenden Nachrichten rund um den Globus. Der Stress nimmt zu und der Druck den Arbeitgeber, Firmenchefs, Verwaltungen erleben, werden nach «unten» weitergegeben. Viele fühlen sich von der Politik oder Vorgesetzten nicht mehr wahrgenommen und erleben ein Gefühl von Einsamkeit. Wir sind in nicht einfachen Zeiten angelangt, nach dem die «sieben fetten Jahre», die zu siebzig Jahren geworden sind, abgelöst werden durch die mageren Jahre der diffusen Verunsicherung.

Wenn die Welt nicht mehr die Sicherheiten geben kann, die sie bis anhin vermittelt hat, werden Menschen sensibler auf Fragen des Vertrauens und des Glaubens. Immer wieder erleben wir bei Menschen die verborgene Sehnsucht nach einem Halt. Weil die Sprache von Glaube und Religion für viele zur Fremdsprache geworden ist, fehlt der Zugang zu Pfarrei, Kirche, Gebet, Stille... Weil die Sehnsucht der erste Schritt ist, gilt es hier anzusetzen. Seelsorge ist nicht mehr nur liturgisches feiern, sondern das Dasein für Menschen in der Haltung von Nächstenliebe und Respekt.

Kirche hat eine bedeutungsvolle Aufgabe, wenn sie sich zur «Insel der Hoffnung» wandelt für die Menschen, die auf der Suche sind nach dem, was hinter dem Vorhang der sichtbaren Welt liegt. Statt Worthülsen und Ornat braucht es Seelsorge. Christliche Kirchen und Gemeinden können tatsächlich diese Insel in der turbulenten Welt sein, die man gerne aufsucht, um sich selbst wieder zu spüren, zur Ruhe zu kommen und dem Göttlichen auf der Spur zu folgen....

Seelsorge in diesen bewegenden Zeiten ist eine Aufgabe, die uns jeden Tag herausfordert. Ich bedanke mich bei meinen Mitarbeitenden und Ihnen allen, die mit Engagement und Steuermitteln mithelfen, dass wir diese wichtige Aufgabe für die Gesellschaft wahrnehmen können.